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Das Fluss Wimmelbuch

Eine Lebensader im Wandel der Zeit

Was wimmelt alles in und an einem Fluss? Der Badener Illustrator Julien Gründisch zeichnet in diesem Wimmelbuch die Geschichte eines Flusses von seiner Entstehung bis heute nach. Dabei zeigt er natürlich auch, was da so alles wimmelt: Welche Tiere und Menschen lebten zu welcher Zeit im und am Fluss? Wie haben die Menschen den Fluss genutzt und verändert? Und er regt uns an, zu träumen: Was könnte in naher und ferner Zukunft am Fluss und seinen Ufern (wieder) wimmeln? Wo hat der Illustrator ganz genau hingeschaut und wo ist die Fantasie mit ihm durchgegangen? Es gibt so viel zu entdecken im Flussgewimmel!

Für dieses Wimmelbuch liess sich Gründisch von der Geschichte und den aktuellen Entwicklungen seines Heimatflusses, der Limmat, inspirieren und von vielen Fachpersonen beraten. Die für das Buch gezeichneten Wimmelbilder zeigen beispielhafte Szenen und Entwicklungen, die für viele Flüsse hier und anderswo gelten. Das Ergebnis: Sieben eindrucksvolle Doppelseiten, die uns in die Geschichte unserer Flüsse eintauchen lassen.

Mehr Informationen zu den Fluss-Wimmelbildern

Wie heisst der gezeichnete Fisch, was hat es mit der Revitalisierung der Flüsse auf sich oder welche historischen Ereignisse sind im Wimmelbuch dargestellt? Du möchtest mehr über die Hintergründe der Wimmelgeschichten erfahren?

In den Informationsblättern findest du vertiefende fachliche Infos – perfekt für den Unterricht oder um mehr über die Geschichte unserer Flüsse zu erfahren.

Der Ausdruck der PDFs ist auf das Format A3 ausgelegt.

1 - Entstehung

ca. 18'000 Jahre v. Chr.

Mit dem Rückzug der Gletscher sind unsere Flüsse entstanden. Wasser war schon in der Steinzeit zentral für das Überleben, darum haben sich Menschen und Tiere oft in der Nähe von Wasser aufgehalten. Die Steinzeit ist der längste Abschnitt der Menschheitsgeschichte. Sie begann vor etwa 2,6 Millionen Jahren und endete etwa 2200 Jahre v. Chr.

2 - Vielfältige Nutzung

ca. 1700

In seiner natürlichen Form war der Fluss seit jeher Heimat einer Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten – ein Hotspot der Biodiversität. Und auch wir Menschen nutzen Flüsse seit Jahrtausenden in vielfältiger, teilweise widersprüchlicher Art und Weise: als Nahrungsquelle, als Transportweg, zum Entsorgen von Unrat oder zum Waschen. Zu nahe wagte man sich jedoch nicht an den Fluss heran. Zerstörerische Hochwasser waren gefürchtet und Ursache für grosses menschliches Leid.

3 - Bändigung

ca. 1910

Vom 18. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts versuchte der Mensch die Gewässer mit massiven Eingriffen zu bändigen: Viele Flüsse und Bäche wurden begradigt und kanalisiert, um Land zu gewinnen und Hab und Gut vor Hochwasser zu schützen. Es war eine ingenieurtechnische Meisterleistung, die damals mit viel Handarbeit erbracht wurde. Und sie hatte vielerorts den gewünschten Erfolg: Das Wasser trat seltener über die Ufer. Das Land direkt am Fluss konnte von da an fast bedenkenlos für die Landwirtschaft oder den Bau von Siedlungen und Industrieanlagen genutzt werden. Welchen Schaden die Gewässer und die Natur durch die Kanalisierung nehmen würden, wusste man damals noch nicht.

4 - Zustand heute

2020

Flüsse sind wichtige Erholungsorte für uns Menschen. An Gewässern fühlen wir uns wohl. Weniger bewusst ist vielen von uns, wie künstlich und monoton die meisten unserer grösseren Flüsse heute sind und welchen Schaden die Natur durch die Kanalisierungen genommen hat. Durch die Ufer- und Flussbettverbauungen sind unzählige Lebensräume für Tiere und Pflanzen verschwunden. Deren natürliche grosse Vielfalt in und an Flüssen hat dadurch massiv abgenommen. Denn die verbauten Flüsse können vielen Tieren und Pflanzen nicht mehr das bieten, was sie zum (Über-)Leben brauchen. Aus dem ursprünglich kunterbunten Mehrfamilienhaus mit zahlreichen und unterschiedlichen Wohnungen, die unzählige Arten beheimateten, wurde ein unmöbliertes, fensterloses Einzimmer-Studio, in dem nur wenig Leben möglich ist. Auch für den Menschen sind diese monotonen Gewässer viel weniger attraktiv.

5 - Revitalisierung

2030

Mit einem erneuten baulichen Eingriff werden die Defizite aus der Vergangenheit behoben. Der Fluss wird aus seinem engen Korsett befreit. Die Verbauungen der Ufer werden entfernt. Der Fluss erhält wieder mehr Platz. So kann er seine natürliche Dynamik ausleben und seinen Lauf innerhalb der vorgegebenen Grenzen immer wieder verändern. Er bildet ein reichhaltiges Mosaik an Lebensräumen für eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen, die in und an natürlichen Flüssen zuhause sind, schützt die Umgebung auf natürliche Weise vor Hochwasser und reinigt unser Trinkwasser. Wie das Wort Revitalisierung andeutet, wird der Fluss wiederbelebt, er wird natürlicher und lebendiger. Durch die Revitalisierung wird auch das Naherholungsgebiet aufgewertet.

6 - Blick in die Zukunft

2060

Im revitalisierten Fluss ist das Leben zurückgekehrt. Im und am Wasser wimmelt es tierisch. Das einst künstliche, monotone Wasserband hat sich in eine lebendige, naturnahe Flusslandschaft zurückverwandelt. Im Wasser, auf den Kiesinseln und am Ufer sind wieder unzählige wertvolle Lebensräume für einheimische Tiere und Pflanzen entstanden. Und auch den Menschen scheint die vielfältige Flusslandschaft zu gefallen. Sie verändert sich ständig und es gibt immer viel zu entdecken.

7 - Nahaufnahme Flussleben

ca. 2060

Natürliche Flüsse sind die artenreichsten Lebensräume, die wir in der Schweiz kennen. Rund 80 Prozent aller Tier- und 40 Prozent aller einheimischen Pflanzenarten sind in und an natürlichen Flüssen zuhause. Viele finden nur hier die nötigen Bedingungen, die sie zum Leben brauchen. Darum ist die Revitalisierung von verbauten, monotonen Flüssen und Bächen eine wichtige Massnahme zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität. Brütende Eisvögel, tauchende Wasseramseln, laichende Nasen und Äschen: Der Blick ans Ufer und ins Wasser zeigt den Reichtum und die Vielfalt eines naturnahen Flusses.

Dank

Für ihre fachliche Beratung zu den Themen Flussbau und Ökologie danken wir der Abteilung Wasserbau des Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) der Baudirektion Kanton Zürich und dem Projektteam des Revitalisierungsprojekts «Lebendige Limmat».